Hoch Wohlgebohrner Herr Archiater,
Hochgeneigtester Gönner!
Dass Glück ist mir gäntzlich entgegen gewesen indem dass auf allen meinen
Briefen gar keine Antwort erhalten habe, die ich aus Indien geschrieben habe. Dieses
hat meine Sehnsucht darnach, und meine bekümmernisse um ein so vieles vermehret,
dass kaum mehr den Muth habe Briefe nach Europa zu schreiben. Nur die Güthe des
Herren Archiaters ist dass mir anfrischet noch einige meiner Beobachtungen für
Denenselben darzulegen um damit ins künfftige die Gedancken und Anmerckungen
darüber dass Glück haben konte von der Hand des Herren Archiaters zu lesen.
Meine Naturalien Samlung die ich für dass Königliche Danische Cabinet übersende
bestehet desses Jahr hauptsaechlich in verschiedenen Vögeln unter denen welche
gewiss neu sind, als eine scolopax der so gross ist wie die Arquata, die farbe ist
dunckel kupferfärbig dass Gesichte meist blass der neben denen Federn in einer
blauigsten Linie eingefasst ist und rund um die basin des Schnabels gehet, der Hals
hat einige weisse Striche, an der basin der flügel haben die Mänchen dieser Vögel
Rostfärbig rothe deck federn welches bey denen Weibchens nicht ist. Sie kommen nur
bisweilen aus denen Gebürgen mit dem frischen Wasser, ich habe sie für die Scolopax
guarauna gehatten.
Unten denen Enten Arten sind gewiss welche neu, diese wird der Herr Zoega die
Ehre haben die beschreibungen zu übersenden. Amphibia hat einen gantzen theil
übersandt, die Anguis platura falt hier, ich bekahm in diesen Tagen eine lebendig aus
dem Meer die über 2 ½ Elle lang war der Kopff ist breit die Junge theilt sich in
2en Borsten die gantz weiss sind, die untere Kinnlade ist gantz bifida
welches gewiss ihr eigen ist sie hat 4 Reihen Zähne, die aber nur klein, der Rückken ist
scharf der Bauch compress und hatt starcke Geribbe, der Schwantz ist
Schwerdtförmig am Ende obtus seine farbe ist auf dem Rückken schwartzlich, der
Bauch gelblicht weiss nur am Ende des Schwartzes ist auf der fläche ein schwartzer
Strich der in einem Zickzack gehet, die Schuppen waren sehr zahlreich, alle waren in
der Mitte carinatae, es war ein weibchen die letztere denn ich habe sie viele gesehen
am Strande halbtodt liegen, sie hatte 17 Eyer bey sich, ihr gefrass waren kleine
Meerfische, und ihr Gestanck ist gleich stinckender Butter, der Schwantz bis zum ano
war bey dieser keine Spanne lang; die Coluber viridis ist vivipara, die Naja ihre
generation ist besonders, sie legen sehr viele Eyer die gantz klein sind in denen
heckken von der Palma Bromelia arboresc. über 100 und bewachen diese Stellen,
sobald die junge herfür kommen fressen sie selber sie auf gantz zuverlässig ich bin
selbst in gefahr gewesen an solchen Ort, ihre Gesellschaften waren weil die Heckke
niedergebrochen wurde sehr viele Scorpionen nur die da entrinnen von ihren Eltern
bleiben lebent. Sie sind am gifftigsten in ihrer jugend, ich habe einen starcken jungen
Heyden sterben gesehen der gebissen war von einer solchen Coluber, er lebte kaum ¾
Stunde nach dem biss. Ich habe die Viverra Ichneumon ihr attaquiren gesehen, mit
einer entsetzlichen Wuth, der biss der Naja schadet zuverlässig nicht der Viverra, ein
Thier dass etwas grösser ist wie die Viverra die ich nicht habe bis jetzt examiniren
können, diese sahe auch mit besonderem Affect eine solche Coluber attaquiren, ich
schliesse dass dieses eine Spec. Lemur wird seyn den sie frisst die blüthen der
Coccos bäume, und trinckt dass gezapffte Wasser Süre genandt des Nachts aus wenn
es nicht an denen Baumen guth befestiget ist, er siehet schwartz aus, die Malabaren
nennen ihm Murrenay. Alles dieses hat bey mir Gelegenheit gegeben zum künfftigen
eine Beschreibung von dem merkwürdigen bey der Coluber Naja zu liefern, die ich
überkommen kann.
Eine andere sehr grosse Coluber die in allem der Naja gleicht aber ein wenig länger
ist weil sie offt auf 3 ½ Elle lang ist dass selten die Naja erreichet sie hat keine brillen
die Schwartzen halten diese für ein Mänchen der Naja aber ist nicht so denn ich habe
sie mit Eyer angetroffenen, sie hat eine besondere ökonomie, denn sie sammelt in
ihren Löchern einen sehr grossen haufen Reiss, die Naja hingegen lebt von nichts
anders als Thieren, die 3 ersten squamae hinter dem Ano sind zuverlässig noch (bey
der Naja) scutae. Eine grosse Coluber die vieleicht die Padera ist sie hat 169 Scutae,
und 52 squamae, der Rückken und die Seiten sind mit grossen Eyformigen
zusammengeketteten braunen fleckken die in einer schwartzen Einfassung sind
gezeichnet, der bauch ist weiss, dieser ist auch sehr gifftig ich habe seine Zähne mit
examinirt die oben so lang sind (¾ Zoll) wie die Naja ihre. Die Leute schwitzen nach
dem biss zuletzt bluth und sterben mit Ohnmachten man nennet ihm Chareda Viriang,
für dieser bin auch einmahl in grosser Gefahr gewesen, Eine kleine Coluber davon ich
schon in vorrigten Jahr die Ehre gehabt, den Herren Archiater zu melden dass sie die
Lacerta monitor verfolgt, sie hat 184 scutae 72 squ. diese biss eine Mecedicis
verurichen Jahr am Halss, die gantze Seite des Körpers wurde voll von blauen
Fleckken dabey mit abwechselungen von Lippitudines, Sie wurde curiret durch ein hier
sehr gebräuchliches Electuarium was die Jesuiten in Pondichery verkaufen, es ist ein
Arcanum, aber wieder die Naja hilfft dieses nicht, ein paar reysende Jesuiten
versicherten mir dass Sie aus vielfaltiger Erfahrung dieses Mittel wieder denn bis der
Naja am sichersten und besten gefunden haben dass man lebendige hüner nimt, ihnen
am hintern die federn abrupfft, und den auf die gebissene Stelle auflegt, so bald die
eine Todt ist, gleich muss man wieder eine andere drauflegen, und gemeiniglich gingen
8 hüner drauf, man kan dem Menschen während der Zeit etwas warmes zu trincken
geben, dieses wäre noch dass beste unter allen was geholfen hatte. Es sind noch sehr
viele andere besondere Colubri die ich jetzt wegen Mangel des Raums nicht
beschreiben kan. Ihre Anzahl ist sehr gross hier, indess ist es diesem nach doch selten
dass einer gebissen wird, ich bin beym botanisiren offt in Gefahr gewesen weil
entweder sie in Gefahr zu entrinnen sie gesetzt habe oder auch dass ihre Eyer zu nahe
gekommen bin, oder auch bey ihrer Hochzeit die sie auf dem Lande in die Höhe
gerichtet celebriren.
Es folget eine Zeichnung eines Thieres mit die ich für eine Thetys hatte, dass
Criterium von diesem Thier dass ich es für eine Thetys hatte ist dass es seinen Anum
zur lincken Seite hatte, die Zeichnung ist abgewichen indem dass sie von einem
mittelmässig grossen dobbet grösser ist, der bauch ist etwas zu breit, übrigens der
proboscis a. ist gantz gut mit seinen feinen füsserchens die es beym sterben
ausstreckt bisweilen, die 2ne par kurtze Tentacula da dass vorderste
unter dem Munde, dz. 2te ist weiss und unten dem Halss der Thorax b.
ist hertzförmig lieget durch einer falte auf dem proboscis die vordersten Brachiae sind
mit so vielen fingern versehen die doch in der Zahl etwas variiren, beym sterben
schiessen sie öffteren wie den proboscis eine solche Rohre aus den ano. c. diese ist
weiss durchsichtig die hintersten Brachiae sind viel kürtzer wie die vordersten und
haben eben solche finger nur etwas kürtzer, am Schwantz sind wieder ein fasciculum
in einer Reihe von fingern, diese sind noch bey einigen zweenen fasciculis getheilet,
die Zahle ist hier beständiger gewesen von 7 bis 8. Alle finger sind leicht an ihrer basin
zerbrechlich die schwartze ist dunkelgrün mit einem kupferichten Glantz der Rand die
Seiten des Körpers ist heu blau alles dass weisse ist silberfarbig gläntzend, und so ist
der gantze bauch es wurden diese Thiere am Ende des Januarij Monathes durch einer
langen anhaltenden Norden Wind zu 1000 am Meer Ufer aufgeworfen, wo ich sie in
stärcker Anzahl in einer Thee Schahle samlete und zu hause ethliche Tage nach
einander mit Vergnügen betrachtete, am Meer Ufer liegen sie wie die abgeköpfften
Ranae, den Schwantz halten sie unter dem bauch und so liegen sie mit denen
ausgebreiten fingern auf dem Lande gleich den Zehen sie ziehen und sprützen dass
Wasser ein und aus unter dem bauch haben sie eine starke bewegung die der
bewegung des hertzens anderer Thiere gleichet, mehr weiss von ihrer Ökonomie nicht,
es ist nichts falsches an der Zeichnung sonst, ausser dass gemeldete; ich habe an H.
Zoega sehr viele dieser Thiere geschickt, auch zum Königlichen Cabinett, aber an
keinem eine Zeichnung, noch beschreibung wie nur alleine an d. H. Archiater;
deswegen so bitte es noch nicht vors erste zu publiciren, weil mir durch gewisse
verbohten ist, was aus dem Lande zuerst zu senden. Wäre es nicht wieder der Regel,
wolte es Thetys polydactita nennen? imfall sie neu wäre. Im spiritu vini verändern sie
gantz die gestalt ihres Körpers.
Mit eben diesem Wind trieben sich auch ein theil Medusae auf dem Lande. Inter
diesen war eine obliqu-parabolische. Sie hatte ein solches subcartilaginöses Geribbe
wie die porpita nur ein wenig zarter, diese parabolische lamella war unten wenig
concav oben etwas convex schähe der lange nach hatte sie eine hohe carina die in
einen strumpffen Winckel in die hohe ging diese bestehet aus einer cartilaginosen
pellucidem persistanten membran die am Rande eine dünne crenate evanescirende
undulirtes häutchen hatte, die unterste lamella ist mit solchen forchen gestreifft wie die
porpita aber mehr weit von einander, die carina aber ist glatt, rund umher ist eine
schlemigte Membrana Litera C. mit solchen einschuitten, diese ist schlemig schön
blau mit duncklen puncten auf der unteren seite hatt es wie alle Medusae für erste 3-
erley füserschens die erste Reihe waren so long wie dass Thier breit ist fadenförmig
nicht gegliedert wie bey der Velella sondern eben blau an Ende gantz gelb, sie
umfassten den äusersten Rand des subcartilaginösen Körpers diese glaube sind zum
Schwimmen und auch in die ferne zu fassen, nächst diesem sind nach dem Disco zu
eine Reihe feinerer fäden-formiger kürtzeren weisser fösserchens, der Discus ist
angefült mit perforisten fäden die in ihrer dikte unterschieden sind diese sind alle
weisslich, ich habe die figur mit einer feder entworfen auf dem Rückken der Zeichnung
von der Thetys so gut ich gekont habe. A. ist die unterste lamella B. die in einem
stumpffen winckel in die höhe laufende carina. C. ist die äusere Membrana, die grösse
ist genommen von einer der grössten den ich augetroffen die nur 2 gewesen sind ob
wohl der Ufer mit kleinen gantz angefült, sie veruhrsachen bey mir dieselbe Würckung
an meinen händen dass die haut immer zerspringt und abschält wie die Velella und
porpita, ich glaube die blaue farbe zeiget dass gifftige schon mit an? Eine gantz blaue
Helic war mit in dieser Gesellschafft die einen häutigen lineaeren cellulosen Körper
statt einen operculum aussen for sich führet es ist bisweilen eines kleinen Finger lang
und 2 linien dick ½ Zoll breit wenn die Schneckke kaum ½ Zoll im diameter ausmacht
die unter denen ovatis imperforatis gehören wird, ich glaube dass sie die sel
schamigte Körper statt einem Seegel gebrauchen muss den es ist gantz zuverlässig
persistens und behält im trocknen seine figur in der Sonne, im Wasser ist sie nicht
anders als durch die fäulniss auflösslich diese lagen zu viele hunderte diesesmahl mit
denen andern bemeldeten Thieren am Meer Ufer, dass Thier wass diese Schneckke
bewohnet ist gantz zuverlässig kein Limax soviel ich davon gesehen habe so ist dieses
der Unterscheidt zuerst, denn eben wie ich die Thetys Medusa und diese Schneckke
unter denen händen hatte kahm diss Schiff von Bengalen zurück. Der schaumigte
Korper ist befestiget an dem inneren Rand oder wo der Umbilicus zu seyn pfleget,
hinter diesem nach dem äuseren Rand zu hatte dass Thier einen langen cylindrischen
proboscidem vorgeschossen wie die Aphroditae wenn sie sterben, der Rand ist
besetzt mit feinen kurtzen Fibrillen, an der basin dieser proboscidis hatte es zweene
paar Tentacula die zur Seiten eines Schildes herfürgingen dass Schild hatte bis 7
Ausschnitte wie [illustration] diese Figur zeiget, wenn man die Schneckke in der hand
nimt lässt sie einen hauffen blauen Safft von sich. Im Wasser schwimt es in die höhe,
der Rand dieser Schneckke ist sehr zubrechlich daher obschon ich sehr viele sie
gesehen so sind sie alle benhädigt gewesen bis dieses mahl da sich sie in grosser
Anzahl mit lebendigen Thieren bekommen, die Zeichnungen zeiget nur dass Schild
dass unter dem proboscis ist, mit denen 2en Tentaculis ich habe
verschiedene in spiritu vini zum Königlichen Cabinett gesandt. In diesem Jahr habe 5
Turbo Scalaris zum Königlichen Cabinett gesandt 2ne die sind es gantz
gewiss aber so sind 2ne die ich für eine varietaet β angegeben. Sie hatt
alle die Kennzeichen des Herren Archiaters nur allein sie ist mehr conisch und gantz
weiss, die lingulae sind dentatae, die anfracti sind distantes, sie hat 8 lingulae, ich
habe einige für d. H. Archiater von diesem so wohl wie auch von andern Sachen an d.
H. Zoega gesandt dass er es d. H. Archiater mit der ehesten Gelegenheit zusenden
möchte. Zuverlässig ist sie weder eine Clathrus noch Ambiguus, sie fält an einen Ort
mit der Scalaris in der Gegend bey der Adams-brückke und bey Tutokorin ich
wünschete dass ich selbst dahin eine Reise machen könte, den man bringt hieher viele
Corallen Arten von dort die aber nur schlecht conolitioniret sind. Aus dem Pflantzen
Reich kan jetzt wegen Mangel der Zeit nichts melden, über Engeland hab 150 Spec.
Saamen im 7br Monath 1770 zum Königlichen Garten gesandt, jetzt
sende 250 Spec. unter welchen verschiedene neue Dinge sind als eine Celsia foliis
ovatis dentatis. Baleria cristata. Aanthus Ilicifolius eine neue Myrica etc. die mit
danischer Gelegenheit gesanten Saamen fürchte sehr dass sie guth überkommen
werden, Wolte Gott es wäre ein Grill oder ein Lagerströhm bey der Indischen Direction
in Copenhagen! ich mag nichts davon melden mit Schmertzen überlasse in
barbarischen händen dass was mich unendlich viele Mühe gekostet hat. Die beste
satisfaction meiner Mühe ist die ich dass Glück gehabt habe von Ewer
Hochwohlgebohrnen zu geniessen. In wessen geneigten Andencken ich hiemit mich
ehrfurchtsvoll höchstens empfehle und ersterbe zu seyn
Ewer Hoch Wohl Gebohrnen
Untertänigst gehorsahmer Diener
Johann Gerhard König
Tranquebar d. 6 Febr. 1771.
So bald ich briefe von d. H. Archiater erhalte so werde die Ehre haben
über Engeland zu schreiben von meinen ferneren Entdeckungen.