Hochwohlgebohrner Herr Archiater, und
Ritter vom Nordstern Orden,
Ich habe sehr öfters gewünscht eine Gelegenheit zu haben Ew.
Hochwohlgebohrnen durch eine ergebene Zuschrift aufwarten zu dörfen, um das
Glück zu geniessen von Dennenselben gekant zu werden. Die Bekantschaft mit dem
Herren Professor Forskål hat mir diese Ehre anjezo zu Wege gebracht. Sr. Hochgräfl.
Excellenz der Graf von Moltke haten mir gnädigst aufgetragen in Dero Natural.
Cabinet die Conchylien in ordnung zu bringen und zu rengieren. Gemelter Herr
Professor erbote sich diese vergnügte Arbeit, während der Zeit seines hiesigen
Aufenthalts, verrichten zu helfen. Wer war freudiger als ich unter einem so grossen
Kenner und geschickten Man, der gewiss seinem grossen Lehrmeister Ehre machet,
diese Arbeit verzunehmen. Der H. Forskål rengierte also diese Conchylien Samlung
nach Ew. Hochwohlgeb. S. N. und fieng an zu gleicher Zeit einen Catalogue raisonnée
über dieselbe zu schreiben. Aber leyder, die entfertige Abreise verhinderte das er nur
allein die Multivalves und Divalves beschreiben konte, welche Beschreibung den auch
als den ersten Theil, mit allernächstem im Druck erscheinen wird. Diese Arbeit
erweckte in mir die Begierde meine eigene Conch. Samlung nach derselben Methode
zu ordnen und hiebey fande ich unter meinen Doubleten verschiedene Stücke welche
wir in der N. S. nicht gefunden. Und wie glücklich schätzte ich mich, da mir der H.
Prof. Forskål versicherte das er Ew. Hochwohlgeb. nicht unangenehm seyn würde, wan
ich einige dieser Stücke an dieselben schicken solte. Ich habe mir also die Freyheit
genohmen mit dem Herren Falk, zwey Schachteln mit Naturalien an Ew. Hochwohlgeb.
zu senden. Die einte enthält mehrentheils Conchylien die entweder nicht in Dero N. S.
vorgekomen, oder von welchen wir nicht gewiss waren ob es dieselbigen sind die wir
daselbst darvorgehalten haben? Der Herr Forskål hat entweders die Nummer noch
Dero N. S. oder aber den angenohmenen Nahmen inwendig in die Schneke oder
Muschel geschrieben, und wie glücklich wolte ich mich achten wen Ew. Hochwohlgeb.
mich mit einer Nachricht beehren wolten, ob diejenigen Stücke nach der
angenohmenen Nummer richtig wären? Ich hate von allen diesen übersendten
Conchyl. ein Verzeichniss liegend, welches ich bey diesem Schreiben einschliessen
wolte, und zum Unglück habe ich es unter meinen Papieren verlegt das ich es nicht
finden kan, ich werde es aber nach der Zeit senden, wen ich solches allem Vermuhten
nach wider finden werde. Auf dem Boden dieser Schachtel habe auch einige Stücke
Islandischen Zeoliht und von dem verdoppelten Seleniten Spaht beygepackt, weil ich
mit diesen producten zimlich versehen, und die vielleicht Ew. Hochwohlgebohrnem
angenehm seyn möchten. In der kleineren Schachtel habe ich lauter fossillien
übersendet, alles auss Issland herstammend, nemlich noch eine Neue art Zeoliht,
viellerley Arten Agahten und Jaspis, Chalcedons mit wunderlichen Eindrücken,
Cachelongs, versteinert Holz, wie auch versteinerte Muscheln welche inwendig theils
petrificirt theils Crystallisirt sind extr. Aussert der Schachtel ein Stück schwarzen, so
genanten Isländischen Agaht, wovon ich Stücker besize die 126 tt. eines alleine
wiegen. Da Herr Falk schon verreiset war, so fande ich noch viele Conchylien wovon
ich glaube das sie Ew. Hochwohlgeb. neue seyn möchten, ich muss dierselben also
auf eine andere Zeit senden. Wen Ew. Hochwohlgeb. die Gütigkeit haben wolten und
diejenigen Conchylien mir geneigt in dennen auctores anzeigen, die Dennenselben
noch fehlen, so dürften sich unter meinem Vorraht vielleicht manches Stück finden
welches ich, ohne mir Schaden zu thun, Ew. Hochwohlgeb. mit aufwarten könte, und
woraus ich mir gewiss eine grosse Ehre machen würde. Es ist dieses eine Pflicht
welche einen jeden Liebhaber hiezu verbinden solte, eine so grosse Anzahl wie schon
in Dero Nat. System. bekant sind, noch vermehren zu helfen, welches bey einer neuen
Auflage dieses unschäzbaren Werckes, dennen Kennern und Liebhabern sehr
angenehm und nüzlich seyn solte. Die Conchyliologie ist meine Hauptpassion, den
nach meinem Metié widme ich derselben fast alle müssigen Stunden. Ich habe dahero
einen zimlichen Vorraht aus allen Welttheilen zusammengebracht, und bald mit jedem
Tag wird derselbe vermehret, da inmittelst meine Begierde in dieser Wissenschaft
etwas gründliches zu erlernen unersättlich ist. Der Herr Regenfus hat mir auss eigener
Bewegung die Commission ertheilet, Ew. Hochwohlgeb. seinen ergebensten Dank zu
bezeugen, das Dieselben sein Muschelwerck einer, vor ihn so nüzlichen, anpreisung
gewürdiget. Er hat mich ersuchet den Text von dem ersten Theil seines Werkes
(wovon er vor einigen Jahren die Illuminirten Tabellen durch die Besorgung des Herren
Prof. Krazensteins albereits zu übersenden die Ehre gehabt hat) mit dem schönen
Dedications Kupfer Ew. Hochwohlgeb. gleichfals zu übersenden, welchen ich dem
Herren Falk mit zu geben nicht ermangeln wollen. Heute vor acht Tagen musste die
ganze arabische Gesellschaft zu Schiffe gehen, und am mitwoch darauf giengen sie
endlich unter Segel. Gott begleite diese guten leute, was wäre es nicht vor ein
Schaden, wen der Herr Professor Forskål nicht wieder zurückkomen solte? Ein Man
von seiner Art is meines Bedünckes fast zu Gut eine so gefährliche und weite Reise
über sich zu nehmen, und den man hier in Copenhagen mit eben so grossem Nuzen
hete brauchen können. Ich bedaure insbesondere das er die univalves bey dem
obgemelten Catalogum nicht auch beschreiben können. Er hat mich zwar bereden
wollen das ich mit demselben fortfahren könte, nachdem jedes Stück schon nach dem
S. V. S. numerirt ist. Es ist wahr, ich würde es vielleicht wohl so gut machen, als
irgend ein hiesiger Gelehrter, aber so zu machen wie der Herr Forskål müsste man
auch einen Linaeum zum Lehrmeister gehabt haben, und zugleich seine Talente
besitzen. Wie viel Ursache habe ich nicht, wegen länge meines Briefes um Verzeyhung
zu bitten. Doch ich weis Ew. Hochwohlgeb. vergeben mir diesen fehler, künftig werde
ich ihne zu vermeiden Trachten. Ich habe die Ehre mit einer Gränzenlosen
Hochachtung zu verharren
Hochwohlgebohrner Herr
Ew. Hochwohlgebohrnen
Copenhagen d. 10 Jan. 1761.
Ganz ergebenster Diener
Lorenz Spengler
Königlicher bestatter HofKunstdrechsler
Wohnend in der Seidenstrass.
P.S. Wenn Ew. Hochwohlgeb. mich mit einer geneigten Antwort
beehren solten, so wolte ich gehorsamst und unmassgeblich biten das solches in der
Schwedischen Sprache geschehen möchte, weil dieselbe mir sehr verständlich ist.