Hoch-Wohlgebohrner Herr Archiater,
Hochgeneigtester, Fürnehmer
Gönner!
Die von Bengalen hier wieder zurückgekomene und nach Europa alsbald
abgehende Gelegenheit, erheischet mich Ewer Hochwohlgebohrnen mit einem
2ten Schreiben der Kürtze wegen aufgewarten, worinnen dass Glück
habe aufs kürtzeste zu erzählen wass ich besonders seit dem letzteren beobachtet
habe.
So starck wie die Dürre im vorigten Sommer war, eben nach dem Verhältniss so war
der Regen auch in denen hiesigen Regen Monathen, dass gantze land stund einige
wochen nach der Regen Zeit unter Wasser und gliche mehr einer See als einem festen
lande, dieses hinderte mich dass in einigen Monathen nicht für die Stadt Thore
auskommen könte; dass frische Wasser spielete ein Theil Fische nach dem Meer unter
welchen waren einige Species von Ostracion, und Diodon, welche am Meer Ufer
ausgeworfen wurden, und ich hingegen die Gelegenheit hatte, sie auszustopffen, ich
fand auch einige Arten von Angois, unter welchen die platura mit war, man hält sie für
Wässer Schlangen die nicht auf dem Lande leben können, und auch nicht am See
Wasser, ihr bis ist tödlich, und ihr Aufenthalt ist eigentlich weiter im Lande, sie werden
aber mit dem von denen Gebürgen heruntergekommenen frischen Wasser hieher
gebracht, aller dieser 3en Spec. war der Körper compress, der Schwantz
schwertförmig, die squamae habe nicht gezählet, weil ich sie noch lebendig im
brantewein einlegte.
In Absicht der Pflantzen da habe mehreren Fleiss angewand und auch viele
beschrieben, es sind hier verschiedene Diandristen die ich nicht anders als für neu
habe ansehen können, eine ziemlich grosse Pflantze hat den habitum einer Lobeliae,
der Stengel ist ohne blätter bis neben der Wurtzel wo es 2ne par blätter
hatt die kreutzweis weis über ein ander stehen die Blüthen sind in einer Panicula
racemosa vertheilt in der vollkommen grösse der Lobelia Zeyl. es sind nur
2ne stamina diese sind contorta und ruhen mit denen Antheris auf dem
Stylo dessen Stigma patelliformis an einer Seite etwas ausgeschnitten [illustration] in
gezeichneter Figur die Antherae sind offenbahr zusammengewachsen, ausser den
2enen Staminibus sind noch 2ene andere als stützen des
styli an der Corolla angewachsen (nicht am stylo) diese sind steril, die Capsel ist
kugelrund 2 Schaligt hat viele kleine Saamen, 2ne andere Diandristen
von welchen die eine völlig der Europaeischen Limosella gleichet die 2te
gleichet der Callitriche verne beyde wachsen in feuchten Örtern, sie haben einen Calyx
und eine Corolla Monopetala inaequalis quadriloba, die Saamen Capsel ist bivalvis
bilocularis durch einem receptaculo seminum der in 2en Theilen getheilt
ist die Saamen sind langligt.
Eine schöne neue Utricularia habe hier gefunden ihre Stengel gleichen der kleinen
Utricularia in Europa nur es hat wenige Utriculae der blumen Stengel stehet herfür
aufrecht, ist etwan länger wie ein Finger lang, neben seiner basin hat es in einer Stern
Förmigen Figur, 3 bis 6 länglichte bläschen die zugespitzt sind und rund woher
gebärtet, wodurch sie wolligt sind ihre Farbe ist weisslich, vermittelst dieser bläschen
wird der blüthen Stengel aufrecht gehalten, und ihr Sitz bestimt die Wasser Fläche,
ihre Grösse übergehet einem Gersten-Korn, dem es auch in der Figur gleichet, die
blüthen sitzen in einer Spica, blühen von unten auf die blumen Krone hat nur einen
kleinen Sporn; ihre Farbe ist hell gelb. In der vorigten Woche beschrieb
2ne Species die wohl Ammanniae seyn werden, eine schöne Peplis die
das Jacquins seine die Er in America gefunden hat nahe kömt, auch ein Tetrandristae
ist; einen zarten doch schönen Pentandristen habe beschrieben, der einen Spicam
strobiliformem hat, ein Scilla habe beschrieben die hier auf den Rainen wachsen, in
gleichen eine Lechea, eine Hyacinth art wächst hier eine halbe Meile von der Stadt
aber die habe noch nicht examiniren können von Chalcas Arten habe hier 3 Species,
aber nur eine die nicht wircklich abgemacht annehmen kan dass sie zu der letzt
beschriebenen Chalcas gehoret, die andere differirt, dass sie 6 gewohnlichen 7
Antheren hat übrigens komt sie mit der anderen überein, und hatt beständig 3 blätter
zusammen gewachsen, ich habe offt in denen Gedancken gestanden, es wäre ein
Schinus des Herren Archiater die 3te Spec. sind die Antherae in einen
Tubum wie bey der Swietenia zusammen gewachsen es hat aber nur 8 Zähne und
darauf sitzen 8 Antherae, die blüthen sind gross dass man kein Microscop nöthig hat,
die Frucht ist runtzeligt wie die unreifen Pomrantzen, und hat gewöhnlichst 3 bis 5
Saamen die grösser sind als die ordinairen Pomrantzen Saamen und sind glabra, 3-
gona, convex an der einen Seite, und flach an denen 2en, dass
inwendige Fleisch ist wie bey denen Citris in Fächern getheilt aber es ist nur wenig,
und giebt einen milchigten biterten Safft, der Diameter dieser Frucht ist die grösten
die ich gesehen habe bis auf einem Zoll dick, die Malabaren nennen es Cath-hel
mitschi, heisst so viel als Gesträuch Pomrantzen, der baum wächst bis 3 Mann hoch,
die Cornutioides des Herren Archiators in der Fl. Zeyl. erfreuete mich sehr deswegen
weil ich die Pflantze beschrieb in dem bis jetzt nicht weiss dass es in dem Natur
System sich befindet, als den fand ich die beschreibung des Herren Archiators als
meinen hohen Lehr-Meisters, ich hüpfete fur freuden dass ich ziemlich wohl
beobachtet hatte, dass besondere an der Corolla ist wass man bey trockenen
Pflantzen nicht sehen kan, dass die 2ne kürtzere laciniae gantz aufrecht
stehen, die Frucht ist eine kleine Drupa, die nux ist inaequalis ad superficiem, von
grösse einer kleinen Erbse es wird diese Frucht sehr verfolget von einer Art von
grossen gelben Ameisen, diese verzehren offt blüthe und Frucht, ehe es recht herfür
wächst, der Geruch dieses grossen baumes ist narcotisch, die Schwartzen essen die
blätter sehr gerne als Kohl. Zu vorigten Jahr habe die Ehre gehabt den Herren
Archiator anzuflehen dass Genus geltend zu lassen welche ich Thottea benandt habe,
imfall es neu war, jetzt erneure meine bitte wieder da eine 2te Speciem
hier gefunden habe, ich weiss es dass der Herr Professor Friis in Copenhagen mit
einen von denen neuen Geschlechtern der Surinamischen Pflantzen des Rolanders
dieses im Sinn gehabt hat; solte eine Danckbahrkeit hiebey verknüpfft seyn so glaubte
mich ein mehres Recht hierzu zu haben, der selbst die beschwehrlichkeiten
unterworfen gewesen ist, sie für einem seinen hohen Gönner darzulegen es ist wieder
die Gesetze, aber ich wolte gerne auch bey meinen schlechten Umständen mich
Danckbahr erzeigen, in hoffnung einer Verbesserung, Der Ananas arborescens welches
auf Portugiesich Kaldeer genant, und auf Malabarisch Tharei Maram ist eine Planta
dioica, oder vieleicht Polygamia, gehöret meines erachtens unter denen Palmen Arten,
die Frucht ist ein Strobylus oblongus, der Saamen ein Kern; ich habe ihm in den Natur
system d. H. Arch. nicht finden können deswegen habe ihm beschrieben.
Die Palma Fl. Zeyl. 397 habe beschrieben sie komt wohl der Phoenix am nächsten
theils wegen der Frucht, auch in Absicht des Stammes selbst, aber sie ist eine Dioica,
hat 6 antherae, 3 Styli die dem Germine angedrückt sind. Eine schöne Lemna habe
auch beschrieben, sie ist aus vielen feinen blütchen die wie chagrin punctirt sind
zusammen gewachsen an Aeste die fast einfach sind und hin und her sich seitwarts
liegen, diese machen zusammen einen 3-eck aus, wie die zur Seiten stehende Figur
ohnefehr vorstellet, ihre farbe ist weiss grün oder cerescens. Von Insecten habe viele
ausgebrütet, und die Phalena die ich von der Gloriosa seperba bekommen ist noch so
superbe wie ihre Pflantze, sie gehöret unter denen Noctuis, ihre grösse gleichet fast
der Phalena Gemma, aber ihre farben sind ausnehmend schön gemischet die Phalen.
Atlas lebet auf der beschriebenen Mandel auf dem Rhamno Fl. Zeyl. 89 und auf der
Jambolifera, die Phalena luna lebt auf einem baum der hier Odi genant wird aber ich
kenne ihm noch nicht weil keine Frucht Theile bis jetzt davon gefunden habe auf der
Fic. Bengalens sind 2ne Phalenen die ich jetzt kenne, die eine gehöret zu
denen Tineis die 2t ist ziemlich gross und gehöret zu denen Pyralides,
sie ist von besonderer Structur, Aschgrau geforcht, mit weissen ästigen Streifen der
Thorax ist gelb und hat ein par schwartze Puncten. Gegen der basin der Flügel ist
neben dem Rande auf dem oberen Flügel ein weisser runder Fleckken, der Rand der
oberen Flügel ist auch gegen der basin gelb, die unterflügel sind weiss, auf eine
andere Art Feigen die da Folia rugosa hat, auf der unteren Seite etwas wolligt, und für
gifftig gehalten wird, dess wegen auch Teufels feigen genandt werden, fält auch eine
Phalena, die dieser nahe komt, doch nicht dieselbe ist. Diesesmahl sende nichts mehr
mit nach Copenhagen als ein haufen seltener mit vieler Mühe gesamleter Stamen,
obwohl viele ausgestopffte Vögel hier habe, die kurtze Zeit heischet mich schliessen,
und mich zu Dero hohen Gnade und gnädigsten Angedencken bestens zu empfehlen,
mit der grössten Ergebenheit ersterbe
Ewer Hoch Wohl-Gebohrnen
Untertaenigst
gehorsamster
Diener
Johann Gerh. König
Tranquebar d. 26 Februarii 1770.
Wegen kürtze der Zeit habe weder Kräuter noch andere Naturalien
nach Europa dieses mahl senden können, nur alleine Saamen.