Hoch Wohlgeborner Herr Ritter und Archiater,
Hochgeneigter Hoher Gönner!
Es ist mir ein grosses Vergnügen dass ich dass Glück haben kann den Herren
Archiator wiederum mit einem Schreiben aufzuwarten, allein ich beklage höchstens
hiernächst dass so weniges habe seit dem Abgang des vorigten Schiffes beobachten
können in der Natur-Geschichte. Sobald dass vorigte schiff abgegangen war so
fassete den vesten Vorsatz recht fleissig zu seyn; ich ging daher tiefer im Lande herein,
wo ich mit nicht wenigen Vergnügen so viele neue Dinge fand die ich vorher nicht
gesehen hatte. Curcuma Zinziber Aloes variegata Ophioxylon Vateria und viele
mehrere Dinge waren allgemein, die schöne Menyanthes, die prächtigsten Vögel alles
dieses machte dass ich mir vergass und der Mittag kam an, mich brenneten die Schue
entzwey wie einen sandigen Strich Land durch musste und am Gesicht und einer Hand
wurde von der Sonne gestochen, welches doch zu meinem Glück in Wasserblassen
auflief, ich bekahm drauf dass gantze Gesicht und hernach den gantzen Körper voller
Beulen die nicht suppuriren wolten aber sehr schmertzeten. Es zog sich in der länge,
und zuletzt stellelte sich ein Nach Mittags-Fieber ein, es daurete auf 3 Monathe ehe
ich wiederum nach dem Gebrauch von Bädern diluentia und zuletzt mit China
restituiret wurde. Indes verdorben alle meine Eroberungen, Muth und Gedancke
verlohr sich vollig von mir. Die Haupt Uhrsach dieser Kranckheit sind die Affecten
schuld an gewesen, womit ich die vorigten Schreiben abfertigte nach Europa.
Ich habe zwar den Santalum beschreiben, da aber nur ein eintziges exemplar in
blüthe gefunden habe, so habe lieber noch warten wollen bis ich mehrere zu sehen
bekomme, ob nicht variationes unter ihnen existiren, die Corollae sitzen wie auriculae
auf denen laciniis calycinis wie bey denen Calycanthemis, die Hälffte der
angenommenen Zahl sind nur Antherae, die übrigen sind Nectaria, die baccae sind
infra apices mit einem herforstehenden Rand Coronatae die gantze Blüthen mit
Corollae und antherae sind grünlicht wenn sie sich öffnen, werden aber von Stund an
braun roth und zuletzt gantz dunckel braun ins Purpurfärbene, die Heyden raspeln es
fein zu Pulver vermengen es mit fein gerieben Curcuma und machen sich denn damit 3
finger breite Striche über der Brust Kreutzweiss in gewissen Zufällen, oder einen
gewissen Gott zu ehren, und in anderen, über die Arme, und wiederum in anderen
Absichten über der Stirn, es wird von ihnen für ein heiliges Holtz gehalten, und sie
ziehen es bey denen Pogoden, es heist auf Malabarisch Tschandera-Maram.
Ophioxylon war ausgeblühet auch, und nur einige wenige Blüthen zu finden. Die
hiesigen Haasen sind eine besondere Species die sich leicht kenlich machen durch
einen Fleckken der sich von denen beyden ohren auf dem Genick anfängt und spitz
auf denen Vorder Schultern zu läufft dieser Fleckken ist mit gantz kurtzen feinen
schwartzen Haaren bewachsen, die Ohren-Spitzen sind nicht schwartz sondern haben
einen gantz weissen Rand, der Kopff ist in der proportion gegen denen Europaeischen
kleiner, dass gantze Thier ist kleiner wie die in Europa, übrigens ist der gantze Körper
grau, der Bauch weiss, der Schwantz ist auf 2 Zoll lang, sie fallen hier ziemlich häufig.
Einen Strix sende jetzt zum Königlichen Cabinet ausgestopfft zugleich einen den ich
vor eine Species Parrae ansehe, ersterer komt der Ulula nahe, ist aber doch
unterschieden und schöner, lebet in denen Thürmern der Pagoden, und nähert sich
von Fleder Mäusen, die Parra hat keinen Frontem Carunculatam aber die alulae
spinosae, die hinter zehe sind sehr lang. Der Zopff ist am Genick nur klein und
schwartz, der Halss vorne weiss. Hinter Schwefel gelb (von einer seltenen Farbe) die
Brust und der Bauch dunckel braun der Rückken braun ins graue fallend, reflectirt aber
viele Farben bey veränderung der Stellung, die ersten Flügel Federn sind Sichel-förmig
und schwartz-braun, die deck-federn meist gantz weiss daher der discus des Flügells
weiss ist, der Schwantz ist nur kurtz in 3en theilen getheilt und auch
schwartz-braun. Es lebet dieses Thier an Teihen und Grabens, nähert sich von der
Nymphaea Nelumbo die Malabaren nennen diesen Vogel Ali-Kali. Ali heist die
Nymphaea Koli, ist Gallina. Der Herr Zoega werden eine genauere Beschreibung von
diesen Vögeln geben können, weil ich es aus Mangel der Zeit nicht jetzt prestiren kan
ich dehm dass Schiff nur kurtz hier verweilet und in Bengalen seine Ladung einnehmen
soll. Von Necquebar habe jetzt schon schöne Dinge erhalten, alleine ich habe noch
nicht sie recht untersucht. Von der Malabar Küste erwarte viele Seltenheiten, ins
besondere habe ich um den Cardamom gebeten der da eigentlich zu Hause ist, es
sind hier zweene dänische officir mit denen ich aus Europa gekommen bin, diese
haben die Gebürge jener Küste durchgestrichen mit der Armee des Aidir-Naikirs, und
erzehlen viele seltsahme Dinge von denen Gebürgen, dass wahreste davon, ist dass
es sehr fruchtbahr ist, hier um Tranquebar ist dass Land gantz flach und sehr dürrer
Sand bis jetzt ist alles hier verdroknet gewesen und alle Pflantzen waren in der Hitze
wie Todt, der Hibiscus populneus woraus die Alees oder Spatzier Gänge bestehen war
gantz entlaubt. Jetzt da dass Gebürg Wasser hier angekommen ist, welches alle reiss
Felder unter Wasser setzet, so sind schon ein gantzer Theil mehr Thiere hier mit
angekommen, ins besondere Amphibia, und Wasser Vögel.
Ich habe wiederum eine Pflantze aus der Hochachtung die ich den Herren Leib
Medico von Berger schuldig bin und auch höchstens hege, mit dem Nahmen Bergeria
beleget. Ich bitte sehr demühtigst dass ob es den Herren Archiater also gefällig wäre
imfall es wirklich ein neues Genus ist, dass es doch den Nahmen Beybehalten möchte.
Meinen Wünschen und sehnlichsten verlangen gemäss wäre dass ich so glücklich
seyn könte, und eine Reisse nach denen Gebürgen zu thun von jemand beordret
würde, aus eigenen Vermögen kan es nicht, weil meine Umständen es mir nicht
erlauben. Ich empfehle und bitte auf dass aller untertänigste, wegen der im vorigten
Schreiben angebrachten Ansuchung. Der Herr Archiator wollen gutigst Dero bestes
beytragen, ich hatte mich versichert dass es Ewer Hochwohl-gebohrnen eine leichte
Sache auszurichten seyn kan, und ich hingegen werde mich so ferne es Gott will
äuserst bestreben recht vieles auszurichten, und durch diesem Weg könte doch noch
hoffen einstens mein Vaterland wiederum zu sehen!
Nichts is wass mehr mich verdrist, als dass so wenig bedeutendes dieses Mahl zu
übersenden im Stande gewesen bin, indess hoffe noch in diesem Jahr über Engeland
die Ehre zu haben einen Brief zu übersenden, mit ersinlichster Hochachtung habe die
Ehre zu seyn
{div-signature}Ewer Hoch-Wohlgebohrnen
Meines Hochgeneigten Hohen
Gönners
Untertähniger gehorsamster
Diener
J. Gerhard König
Tranquebar d. 26 Julii 1769.