Hoch-Wohl-Gebohrner Herr Ritter
und Archiater v[on] Linne!
Ewer Hoch-Wohl-Gebohrnen geneigte Zuschrifft unter d. 12 8br. habe richtig
erhalten, im Ausgang des vorigten Monathes und daher bedaure dass es so späth in
Händen bekommen habe.
Sie zutheilen mir gütigst die Erlaubniss dass ich die Thiere worvon ich die
Zeichnungen letzt die Ehre hätte zu übersenden, dass ich die Beschreibungen über sie
ins Teutsche überlieffen mag.
Ich habe mir Mühe gemacht dieses so kurtz und deutlich wie es mir immer möglich
gewesen ist abzufassen. Alleine ich beklage zum voraus dass ich zu viel verfehlet
habe, solten unrichtige Stellen sich mit einfinden die kleine Begriffe nicht machen so
bitte dieses gütigst zu übersehen, und wo es gefällig ist mir es zu benachrichten so
will mich deutlicher so viel mir möglich ist erklären, dieses kann gewiss versichern
dass ich mir gehütet habe nichts fremdes oder eingebildetes in denen Zeichnungen
beygebracht zu haben. Es folgen die übrigen Zeichnungen, auch Beschreibungen
hiermit, einige wenige habe zurück behalten, diese bestehen in neuen Hydris und
anderen Polyparien, die sich gerne auch wünschte Ew. Wohl. Gebohrnen zu
übersenden vors erste muss sie gewisser Uhrsach wegen noch hier behalten. Wenn
Ew. Hoch. Wohlgeb. die Zeichnungen gebraucht haben so wolte mir sie gelegentlich
zurück gebehten haben, weil ich noch bis jetzt nicht weiss wie es damit hier gehalten
werden soll. So bald ich Gelegenheit haben werde will ich die in spiritu Vini noch
conservirte Thiere an Ew. Hoch Wohl geb. übersenden. Die Tringa ferruginea des
Brünnike habe ausgestopfft an. Ew. Hochwolgeb übersandt, diese Vögel fallen sehr
häufig in Island, eine besondere Varietaet von Tringa lobata ist von Groenland diesen
Herbst hieher gebracht worden, dessen Pectus et abdomen ist eben so roth wie die
Brust der Tringa ferruginea. Die Clio des Herren Browns habe nicht finden können
obwohl ich die Zeichnungen des Martens, mit anderen mehreren in Copi mit mir hatte,
ich machte mir dessen besonderen structur wegen recht viele Mühe, aber ich war
nicht so glücklich dass ich es fandt.
Sonst habe viele Mollusca gesehen die theils wegen denen kurtzen Winter Tagen
ich nicht Zeit gewinnen könte sie zeichnen zu lassen, theils auch weil ich nur entzelte
exemplare fand, und daher nicht wüste was eigentlich varietaet sind species wäre,
welcher Zweifel offt abhielte dass ich verschiedene nicht habe zeichnen lassen.
Assidia aculeata habe getrocknet die Ehre gehabt durch letzterer Gelegenheit zu
übersenden, es ist gewiss eine spec. dieses Geschlechts.
Der Orth auf dem Hecla wo ich die Versuche mit denen 3en Magnet
Nadeln versuchte, was die äuserte Spitze des Berges, es war daselbst vollig zur rothen
Schlackke verbrend; der Theil des Berges welcher noch nicht ausgebrand war,
bestund aus einem sehr feinen schwartzen harten Jaspis und war davon ohngefehr
500 Schrit abgelegen wo ich die Versuche machte, ich hielte die Compasse auf der
blossen Haand, und weil ich wegen der Ausdünstung und des starcken Schweisses
von meinem Körper einigen Zweiffel hatte, so setzte die Magnet-Nadeln auf einem
zwischen denen Steinen befestigten Stock, ich setzte meinen Hut darauf, alles war
gleich viel, und sie nahmen ihre richtige Stellung nicht eher wieder an biss. ich vom
Berge abgekommen war.
Ew. Hochwohlgeb. bitte nochmahl die begangene Fehler zu übersehen.
Jetzt wird unsere Königin mit Pracht hier in Copenhagen eingeführt.
{div-signature}Ich habe die Ehre in grösster Hochachtung zu seyn
Ew.
Hochwohlgebohrnen
Untertäniger Diener
Joh. Gerh. König.
Copenhagen d. 8 Nov. 1766.